Dachse unterhöhlen elf Kilometer langen Bahndamm in Nordrhein-Westfalen

Veröffentlicht am 16.11.2023

Die Deutsche Wildtier Stiftung stellt den tierischen Baumeister vor

Ein Dachs vor einer Röhre, die einer der Eingänge einer Dachsburg ist. Geht ein Dachs in seinen Bau sagt der Jäger dazu: der Dachs „schlieft ein“. (Symbolbild: iStock/klaabu)
Ein Dachs vor einer Röhre, die einer der Eingänge einer Dachsburg ist. Geht ein Dachs in seinen Bau sagt der Jäger dazu: der Dachs „schlieft ein“. (Symbolbild: iStock/klaabu)

Dachse (lat. Meles meles) haben einen elf Kilometer langen Bahndamm in Nordrhein-Westfalen durchlöchert und unterhöhlt, wodurch die Sanierung einem Neubau gleichkommt, und die Strecke auf Jahre unpassierbar bleibt. Die Deutsche Wildtier Stiftung präsentiert den familienfreundlichen Tiefbauspezialisten, dessen unterirdische Burgen oft mehr als hundert Jahre alt sind und mehrere Dachs-Generationen gleichzeitig beherbergen können.

Dachse: Fleißige Baumeister mit Familiensinn

Dachse sind nachtaktive Tiere und kommen in ganz Deutschland vor, ausgenommen besonders feuchter Lebensräume wie Moore. Ihre Bauanlagen befinden sich oft innerhalb von Waldgebieten, manchmal jedoch auch in der offenen Feldflur. Im gigantischen Dachsbau zwischen Fröndenberg und Unna entdeckten Gutachter 140 Erdlöcher. „Dachse sind bekannt für ihre architektonischen Meisterwerke unter Tage“, erklärt Dr. Andreas Kinser, Leiter Natur und Artenschutz bei der Deutschen Wildtier Stiftung. Die Burgen erreichen nicht selten einen Durchmesser von bis zu 50 Metern und befinden sich bis zu fünf Meter unter dem Erdboden. Neben dem großen Wohnkessel gibt es oft kleinere Kessel in verschiedenen Etagen, deren Luftzufuhr über das verzweigte Gangsystem geregelt wird.

Dachse, Mitglieder der Familie der Marder, sind perfekt an ihre Bautätigkeit angepasst, mit langen Nägeln an ihren Pfoten (Branten) als idealen Grabwerkzeugen. Sie hinterlassen charakteristische Fußspuren (Anm. d. Red.: der Jäger spricht in diesem Fall, wenn er ein Trittsiegel eines Dachses sieht, davon, dass der Dachs „nagelt“, da seine langen Nägel deutlich, in feuchter Erde beispielsweise, abgebildet werden) und schieben mit ihrem kompakten Körper die ausgegrabene Tunnelerde aus der Burg.

„Burgfrieden“

In ihrem verzweigten Bau leben Dachse verschiedener Generationen miteinander: Neben den beiden Elterntieren gehören der jüngste Nachwuchs und die Jungen des vorherigen Jahres zum Clan. Ist der Boden stabil und der Lebensraum geeignet, bleiben die Burgen in der Familie. Jede Generation erweitert das Gangsystem. Eine Besonderheit sind die Dachs-Latrinen (auch „Aborte“ genannt). Für ihre Hinterlassenschaften legen die reinlichen Tiere außerhalb des Baus flache Mulden an. Die echten Löcher (Röhren) dienen aber nicht nur dem Dachs, sondern werden oft auch von anderen gegraben und genutzt. Denn Dachse leben manchmal in einer Art Wohngemeinschaft: „Sie teilen sich ihre Baue mitunter mit anderen höhlenbewohnenden Wildtieren, etwa Füchsen (und sogar Kaninchen)“, so Kinser. Darauf ist der auch heute noch vor allem in der Politik gebräuchliche Begriff „Burgfrieden“ zurückzuführen. In der Jägersprache wird ein Dachsbau nämlich „Dachsburg“ genannt (Anm. d. Red.).Der Dachs ist also auch im vorliegenden Fall möglicherweise nicht der alleinige Verursacher. Für Schäden an wallartiger Infrastruktur, zu denen auch Dämme und Deiche gehören, kommen übrigens in Deutschland neben dem Dachs auch Biber, Bisam, Nutria und Wildkaninchen in Frage.

Weitere Informationen über den Dachs sind im Steckbrief der Deutschen Wildtier Stiftung verfügbar: Link.