Abwärtstrend beim Auerwild im Schwarzwald scheint gestoppt

Veröffentlicht am 25.10.2023

Neues Maßnahmenpaket geht in die Umsetzung. Die Zahl der Hähne ist aktuell leicht gestiegen, doch die Situation bleibt weiterhin sehr kritisch.

Ein Auerwild-Küken auf einem Ast sitzend. (Foto: Erich Marek)
Ein Auerwild-Küken auf einem Ast sitzend. (Foto: Erich Marek)

Baden-Württembergs Landesjägermeister Dr. Jörg Friedmann sowie die Auerhuhnhegegemeinschaften im Schwarzwald zeigen sich erfreut, dass das lange Warten auf den Maßnahmenplan, den das Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg Mitte Oktober verabschiedete, nun ein Ende hat. „Jetzt können die vielen unterschiedlichen Akteure endlich mit der Umsetzung des Maßnahmenpakets zur Tat schreiten. Die dringend notwendige Auflichtung des Waldes und die zu hohen Beutegreiferdichten, beispielsweise von Fuchs und Marder, spielen hierbei eine große Rolle für die Rettung unseres Urschwarzwälders“, äußerst sich Dr. Friedmann.

Maßnahmenplan in die Praxis umsetzen

Jetzt gilt es, den Maßnahmenplan mit Leben zu füllen und praktikable Schritte sowie konkrete Aktionen zu formulieren. Der Landesjagdverband (LJV) bietet hierbei seine Unterstützung und Expertise an. Leider gestaltet sich der Gründungsprozess der notwendigen Hegegemeinschaften teilweise als sehr bürokratisch, was zu Verzögerungen führt. Der LJV warnt davor, dass aufgrund dieser bürokratischen Hürden das Engagement der Menschen vor Ort nachlassen könnte. Denn der Erfolg des gesamten Maßnahmenplans hänge davon ab.

Auerhahn-Habitat: Lichte Waldflächen im Bannwald. (Foto: Klaus Lachenmaier)
Auerhahn-Habitat: Lichte Waldflächen im Bannwald. (Foto: Klaus Lachenmaier)

Scharfe Prädatorenbejagung als Schlüssel

Es ist äußerst wichtig, die Prädatoren intensiv zu bejagen, damit die Auerhuhn-Hennen im Frühling ihren Nachwuchs erfolgreich aufziehen können – idealerweise bei bester Witterung. „Des Weiteren sind in den entsprechend ausgewiesenen Gebieten die Störungen für das Auerhuhn zu reduzieren. Hierzu gehört in erster Linie der Freizeitdruck durch uns Menschen, aber auch die Forstwirtschaft und die Jagd müssen auf das Auerhuhn Rücksicht nehmen“, erläutert Dr. Friedmann.

Ergebnisse der Balzzählung 2023

Darüber hinaus informiert der Landesjagdverband, dass Dank des großen ehrenamtlichen Engagements von Jägern, Ornithologen, dem FVA-Wildtierinstitut, Waldbesitzern und Forstleuten nun die Ergebnisse der Auerwild-Erhebung für 2023 vorliegen: Es wurden 106 balzende Hähne beobachtet.

Ein Auerhahn. (Foto: Erich Marek)
Ein Auerhahn. (Foto: Erich Marek)

Obwohl diese Zahl leicht gestiegen ist und kurzzeitig Erleichterung bringt, darf sie nicht als Trendumkehr interpretiert werden. „Das sind knapp 10 Prozent mehr als im Vorjahr als der Bestand einen erschreckenden Tiefstand mit 97 Hähnen erreicht hatte“, erklärt Dr. Gerrit Müller, stellvertretender Vorstand des Vereins Auerhuhn im Schwarzwald e.V. Dennoch betont Dr. Müller, dass dies im Vergleich zu den Zahlen vor 10 Jahren (252 Hähne) fast 60 Prozent weniger sind.

Ein Ziel des Aktionsplans ist es, eine Population von mindestens 600 Individuen zu erhalten. „Davon sind wir leider noch weit entfernt und die sehr späte Verabschiedung des aktualisierten Maßnahmenplans war nicht wirklich förderlich“, sagt René Greiner, Pressesprecher des Landesjagdverbands Baden-Württemberg e.V. Es ist dringend erforderlich, sicherzustellen, dass eine ausreichende Vernetzung zwischen den besiedelten Gebieten besteht, da der Erhalt der Population nur durch einen Verbund und somit einen langfristigen genetischen Austausch gelingen kann“, fügt Greiner hinzu.

Anbei der Maßnahmenplan des MLR, den der Landesjagdverband Baden-Württemberg e.V.  als PDF zur Verfügung stellt. Ebenfalls zur Verfügung gestellt wurde ein Bericht von Dr. Gerrit Müller zur Situation des Auerwildes im Schwarzwald:

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