Für eine Jagd-Debatte ohne Feindbilder

Für eine Jagd-Debatte ohne Feindbilder

Jäger und ihre Interessenvertreter müssen nach dem Wahlsonntag umdenken. Ohne ernsthafte Debatte mit den Grünen kommt die Jagd unter die Räder.

Ein Mann wirft einen Umschlag in eine Wahlurne (Beispielbild: iStock/Sergey Tinyakov)
Ein Mann wirft einen Umschlag in eine Wahlurne (Beispielbild: iStock/Sergey Tinyakov)

Lange Zeit haben Meinungsführer der jagdlichen Interessen geglaubt, dass es genügt, das Unionslager bei Laune zu halten. Für Grüne und andere Andersdenkende gab´s überwiegend Beißreflexe und Missachtung. Die politische Einflussnahme auf das politische Spektrum jenseits der Konservativen wurde dem vergleichsweise winzigen Verband der Öko-Jäger überlassen – bis hin zur „Wald vor Wild“-Debatte.

Wahr ist: Die traditionellen Bündnisse drohen zu versagen. Zu den Opfern des Trends, dass auch die C-Parteien zunehmend dem Zeitgeist huldigen, gehören neben der traditionellen Landwirtschaft ebenso Jagd und Jäger. Das gilt auch in unionsregierten Ländern und im Bund: Nicht nur die SPD schielt dort – oft schier verzweifelt – auf die „grüne“ Konkurrenz. Längst geht die Angst ums vermeintlich gemeinverträgliche Image genauso in den Kanzlerin-Parteien um.

In dieser beklagenswerten Situation wird unübersehbar, dass es die Jäger-Lobby versäumt hat, den Dialog mit der neuen Volkspartei mit Ernsthaftigkeit zu führen. Dies, obwohl es reichlich gute Argumente gäbe für eine Jagdpolitik, die Tradition nicht leugnet, aber offen ist, aktuellen Herausforderungen Raum zu lassen.

Einfacher: Wir haben zum Beispiel weitgehend tatenlos zugesehen, wie Hege zum Trophäenkult missdeutet wurde. Oder wie die bösen Artenschutz-Folgen der in Teilen missglückten Energiewende weitgehend unbeachtet bleiben.

Akut ist momentan eine Wald-Debatte, in der Jäger zu oft wie Zaungäste wirken. Auch deshalb, weil sie den politischen Dialog zu oft nur mit den Politikern führen, die sich als Verbündete geben. Was dabei herauskommt, ist eine öffentliche Wahrnehmung, dass Reh und Hirsch das Hauptproblem seien – und nicht der Klimawandel, gegen den auch die Laubwald-Euphorie des forstlichen Mainstreams offenbar machtlos ist.

Realisten müssen erkennen, dass gerade die Interessen der Jägerschaft in Ministerien angesiedelt sind, die zunehmend unter „grünem“ Einfluss stehen. Diese Entwicklung war (und ist) abzusehen. Trotzdem wurde das Feld erklärten und heimlichen Jagdgegnern überlassen. Wohl im Irrglauben, dass es genüge, traditionelle Bündnisse zu pflegen. Mit Partnern, die in zunehmender Verzweiflung einem Zeitgeist hinterherlaufen, den großstädtische Naturferne und nicht selten groteske Tierliebe prägen.

Dass ausgerechnet Niedersachsens sozialdemokratisch geführte Regierung Ansätze einer realitätsbezogenen Wolfspolitik erkennen lässt, sollte Denkanstöße geben. Wie der Entwurf zum neuen Bundesjagdgesetz mit seiner „grünen“ Handschrift unter einer „schwarzen“ Kanzlerin. Zumal in einer Zeit, in der viele Mandatsträger gern für sich behalten, dass sie einen Jagdschein haben – es sei denn beim Schüsseltreiben unter Gleichgesinnten.