Ein Anschlag auf Jagd und Artenschutz

Ein Anschlag auf Jagd und Artenschutz

Die „Wald vor Wild“-Ideologie bekommt neuen Rückenwind aus dem Bundesumweltministerium.

Wald mit Wild statt Wald vor Wild
Wald mit Wild statt Wald vor Wild

Nicht zu fassen: Ausgerechnet aus dem Bundesumweltministerium kommt ein Vorstoß, den verhängnisvollen Schlachtruf „Wald vor Wild“ bundesweit im Jagdrecht festzuschreiben. Im Haus der SPD-Ministerin Svenja Schulze sind die Jagdgegner offenbar so stark, dass sogar Schnapsideen aus dem „schwarzen“ Bayern nachgeplappert werden, wenn es in den grünen Kram passt.

Keine Missverständnisse: Niemand plädiert gegen sinnvolles Management der Schalenwildbestände. Es geht auch nicht um den Trophäenkult. Sondern darum, den Wald nicht noch stärker auf Renditedenken zu reduzieren. Und die bewährten Anstandsregeln der Jagd durch eine Zeit zu retten, in der zwar viel über Tierwohl und Artenschutz gelabert wird, aber solche Grundsätze in der Praxis kaum noch einen Pfifferling wert sind.

Zur Wahrheit gehört, dass das Unheil in Bayern seinen Anfang nahm. Als ein CSU-Ministerpräsident Edmund Stoiber den Freistaat auf Rendite trimmte, um als Musterschüler im Schuldenabbau zu glänzen. Ein willkommener Erfüllungsgehilfe einer neuen Forst-Ideologie, die das Schalenwild zur Wurzel aller Übel erklärte. Im Schulterschluss mit einem Teil der Öko-Bewegung und frühen Fernsehpropheten.

Die neue Lehre verbreitete sich rasch über den Rest der Republik. Mit Drückjagden gegen die Regeln der Waidgerechtigkeit, nicht nur wegen lächerlich geringer Kahlwildanteile beim Streckelegen. Sondern auch wegen der tierquälerischen Schussverletzungen und gnadenlos hetzender Hundemeuten. Schonzeiten wurden und werden aufgeweicht, Abschusspläne zur Makulatur bis hin zum offenen Rechtsbruch.

Noch schlimmer: Es sind oft dieselben Forstleute, die ihre nicht zahlenden Jagdgäste gegen Anstandsregeln gewähren lassen und zugleich den Wolf als Jagdhelfer befürworten, obwohl dieser die Weidewirtschaft ruiniert. Mit verhängnisvollen Folgen für den Artenschutz in der Kulturlandschaft. Aber unter dem Deckmantel einer völlig überbewerteten Reduktion der Schalenwildbestände durch das Raubtier.

Während die Grünen auch in Bayern ins Horn der Forstpartie stoßen, verschweigen sie gern die fatalen Folgen einer Energiewende, die Ackerfrucht als Futter für Biogasanlagen missbraucht und auch so das gern beklagte Insektensterben befördert. Nährboden für explosionsartige Schwarzwildvermehrung dazu. Und Rechtfertigung für nicht selten gnadenlose Drückjagden in den staatlichen Forsten.

Zugleich straft die Wirklichkeit so manche Heilsversprechen der „neuen“ Forstlehre Lügen. Aber auch das dient dem Versuch, „Wald vor Wild“ weiter durchzusetzen. Dass sich die meisten Umweltverbände damit zu nützlichen Idioten machen lassen, passt ins Bild. Wie die Nabu-Unterwanderung des Bundesumweltministeriums, die eben erst Verwaltungsrichter stoppen mussten.

Jäger, die meinen, dass es genüge, bei solcher Bedrohung auf die Grünen zu schimpfen, haben den Schuss nicht gehört. Das süße Gift der scheinbar einfachen Lösungen wirkt längst auch in den anderen (Volks?)-Parteien.

Im deutschen Süden protestieren Tierschutzvereine und Jäger bereits gemeinsam gegen den staatlichen Frevel am heimischen Wild. Es wird Zeit, neue Mehrheiten jenseits der Parteipolitik zu suchen. Gegen die Öko-Kumpanei, für die im Wald und auf dem Maisacker Tier- und Artenschutz allenfalls Symbolcharakter haben.